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Geförderte Beschäftigung: Aktion 20.000 startet in Österreich

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Seit dem 1. Juli 2017 läuft die Aktion 20.000 für ältere Langzeitarbeitslose in Österreich. Ziel des Programms ist, öffentlich geförderte Arbeitsplätze für die rund 50.000 über-50-jährigen Langzeitarbeitslosen des Landes zu schaffen. Auch in Deutschland haben ältere Arbeitslose schlechte Aussichten auf einen Arbeitsplatz: Hier waren im vergangenen Jahr knapp 430.000 Über-50-jährige langzeitarbeitslos.

Im Juli 2017 ist die sogenannte Aktion 20.000 in Österreich angelaufen. Dahinter verbirgt sich ein Arbeitsmarktprogramm in Form öffentlich geförderter Beschäftigung. Mit dieser Aktion möchte die Regierung Österreichs Menschen, die auf dem regulären Arbeitsmarkt kaum Chancen haben, wieder eine Perspektive geben. Bis Juni 2019 sollen so 20.000 geförderte Arbeitsverhältnisse entstehen. Lohn- und Lohnnebenkosten sollen dabei bis zu 100 Prozent vom Bund getragen werden.

Arbeitsplätze für ältere Langzeitarbeitslose

Entwickelt wurde das Konzept von Vertretern aus Kommunen, Beschäftigungsträgern und dem Arbeitsmarktservice (das Äquivalent zur deutschen Bundesagentur für Arbeit). Sie haben über-50-jährige Langzeitarbeitslose als Zielgruppe des Programms festgelegt, in Österreich sind das rund 50.000 Personen. Auch in Österreich haben es ältere Langzeitarbeitslose auf dem Arbeitsmarkt besonders schwer.

Ziel der Aktion 20.000 ist, zumindest für einen Teil der älteren Langzeitarbeitslosen (zunächst befristete) Arbeitsplätze zu schaffen. Die Arbeitsplätze sollen dabei auf allen Qualifikationsniveaus und Berufsfeldern entstehen. Die Vermittlung in die geförderten Jobs soll sich, wie auch bei der regulären Arbeitsvermittlung, an den individuellen Kompetenzen der Teilnehmenden orientieren. Gefördert werden jedoch nur Arbeitsplätze, die ohne das Programm nicht existieren würden. Für das Programm stellt die österreichische Bundesregierung insgesamt 778 Millionen Euro bereit. Jedoch fließt ein erheblicher Teil der Kosten in Form von Sozialabgaben, die in den Arbeitsverhältnissen erbracht werden, wieder in den Bundeshaushalt und an die Sozialversicherungen zurück.

Quelle: Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt.

Aktion 20.000 auch in Deutschland?

Das Problem, dass ältere Langzeitarbeitslose es trotz einer allgemein guten Arbeitsmarktlage oft nicht eigenständig wieder in Arbeit schaffen, beschränkt sich nicht auf Österreich: In Deutschland wurden seitens der Bundesagentur für Arbeit im Jahr 2016 knapp 428.000 über-50-jährige Langzeitarbeitslose gezählt. Dies geht aus einer Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit hervor. Selbst bei rückläufigen Arbeitslosenzahlen geht die Langzeitarbeitslosigkeit auch hierzulande bisher nur schleppend zurück (O-Ton berichtete). Die Zielgruppe für ein ähnliches Programm ist in Deutschland also durchaus vorhanden.

In Deutschland existieren derzeit zwei Programme zur Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit: Das ESF-Bundesprogramm zum Abbau von Langzeitarbeitslosigkeit und das Programm Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt. Im Vergleich zur Aktion 20.000 fallen diese Programme relativ klein aus: Zusammen sollen in ihnen 42.700 Teilnehmende gefördert werden. Die Programme bleiben bislang hinter ihren Erwartungen zurück. Denn bis Mai 2017 wurden in ihnen nur rund 25.000 Arbeitslose gefördert (O-Ton berichtete)

Lehren aus dem österreichischen Modell

Anders als in Deutschland, hat die Regierung Österreichs die Kriterien für die Zielgruppe öffentlich geförderter Beschäftigung relativ weit gefasst. Der Vorteil daran ist, dass auf diesem Weg die Förderhöhe und die Anforderung einer Arbeitsstelle an die Fähigkeiten und Hemmnisse eines Arbeitslosen angepasst werden können. Für öffentlich geförderte Beschäftigung in Deutschland kann das österreichische Modell ein Vorbild sein. In den Bundesprogrammen war und ist die Zielgruppe noch arbeitsmarktferner und unterliegt deutlich strikteren Vorgaben (O-Ton berichtete). Was passiert, wenn die geförderten Beschäftigungsverhältnisse aufgrund einer zu eng gefassten Zielgruppe zu anspruchsvoll werden, zeigt das Beispiel des ESF-Programms. Ein Fünftel der Arbeitsverhältnisse im ESF-Programm wurde nach kurzer Zeit wieder gekündigt, fast immer seitens des Arbeitgebers.

von Lena Becher

 

 

Zum Weiterlesen:

O-Ton Arbeitsmarkt, Bundesprogramm für Langzeitarbeitslose: 20 Prozent Abbrüche, 08.06.2017.

Judith Pühringer, 20.000 neue Jobs, 20.000 neue Perspektiven, 20.000 Chancen,  blog.arbeit.wirtschaft.at, 26.07.2017.