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Mismatch am Arbeitsmarkt: Zu wenig Helferjobs

Fast jeder Zweite der 2,47 Millionen Arbeitslose hat keinen Berufsabschluss. Für knapp 1,16 Millionen Arbeitslose kommt daher nur eine Arbeitsstelle auf Helferniveau in Frage. Das ist ein Problem für geringqualifizierte Arbeitslose: Trotz der sinkenden Arbeitslosigkeit und einer Rekordzahl offener Stellen kommen auf jede offene Stelle im Helferbereich rechnerisch neun Arbeitslose.

Rund 2,47 Millionen Menschen waren im Juni 2017 bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) und den Jobcentern arbeitslos gemeldet. Seit Monaten wird über die positive Stimmung am Arbeitsmarkt berichtet: Nicht nur die Arbeitslosenquote ist rückläufig, auch Unternehmen melden einen enormen Bedarf an Fachkräften. Auch die BA verzeichnet stetige Zuwächse in ihrem Stellenangebot. Doch auch im Juni 2017 ist das Verhältnis von Arbeitslosen und offenen Stellen problematisch: Auf jede der BA gemeldeten 730.000 offene Stellen kommen rechnerisch mehr als drei Arbeitslose.

Hinsichtlich der Chance auf einen Arbeitsplatz gibt es deutliche Unterschiede in Hinblick auf das Qualifikationsniveau der Arbeitslosen. Denn nicht jeder Arbeitslose kommt für jede Stelle infrage. Besonders ungünstig ist das Verhältnis im Helferbereich: Für jede offene Stelle im Helferbereich gibt es neun Arbeitslose. Das ist besonders problematisch, weil nahezu die Hälfte aller Arbeitslosen (1,16 Millionen im Juni 2017) nur eine Arbeit auf Helferniveau ausüben kann.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt.

Bessere Verhältnisse für Fachkräfte und Spezialisten

Der Arbeitsmarkt für Fachkräfte dominiert mit rund 480.000 offenen Stellen zwar das Angebot der BA, jedoch gibt es auch hier – statistisch gesehen – doppelt so viele Bewerber auf die verfügbaren Stellen. Der Bedarf seitens der Arbeitgeber kann also offenbar (noch) nicht mit den rund 917.000 arbeitslosen Fachkräften gedeckt werden. Es ist zu vermuten, dass im Bereich des Arbeitsmarkts für Fachkräfte erhebliche Unterschiede zwischen Angebot und Nachfrage hinsichtlich der Regionen und Berufe bestehen. Ein ähnliches Bild zeigt sich für noch höher qualifizierte Arbeitslose. Auch für Spezialisten und Experten ist das Verhältnis von Arbeitslosen zu offenen Stellen 2:1.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt.

Herausforderung: Arbeitslose ohne oder mit geringer Qualifikation

Fast jeder Zweite Arbeitslose kann nur eine Beschäftigung auf Helferniveau ausüben. Die schlechten Beschäftigungsperspektiven im Helferbereich wirken sich daher auch auf die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen aus. Darüber hinaus existieren für rund 135.000 Arbeitslose keine Angaben über das Anforderungsniveau. Für insgesamt knapp 1,3 Millionen Menschen ist also fraglich, inwiefern sich das positive Beschäftigungsklima bei der Stellensuche überhaupt bemerkbar macht.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt.

Mehr als die Hälfte der Hartz-IV-Empfänger ohne Berufsabschluss

Im Vergleich sind arbeitslose Hartz-IV-Empfänger, die mehr als zwei Drittel aller Arbeitslosen in Deutschland ausmachen, wesentlich schlechter qualifiziert: Mehr als jeder zweite Arbeitslose im Hartz-IV-Bezug hat keine abgeschlossene Berufsausbildung. Im Vergleich dazu haben unter den arbeitslosen Empfänger von Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung nur 22 Prozent keinen Berufsabschluss.

Vergangene Studien des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigen, dass Geringqualifizierte stärker von Arbeitslosigkeit gefährdet sind. Darüber hinaus haben Geringqualifizierte schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und verdienen weniger als höher qualifizierte Arbeitnehmer (O-Ton berichtete).

von Lena Becher

 

 

Zum Weiterlesen:

Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarkt nach Berufen – Deutschland (Klassifikation der Berufe 2010), Juni 2017, Tabelle 1.1.

Bundesagentur für Arbeit, Arbeitslose nach Rechtskreisen (Monatsheft) – Deutschland, Juni 2017, Tabelle 19.

Thüringer Allgemeine, Hohe Arbeitslosigkeit unter Ungelernten – Arbeitsagentur legt harte Fakten vor, 03.07.2017.