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Mismatch am Arbeitsmarkt: Viele Helfer, wenige Fachkräfte

Mehr als jeder Zweite der 2,4 Millionen Arbeitslose hat keinen Berufsabschluss. Für rund 1,1 Millionen Arbeitslose kommt daher nur eine Arbeitsstelle auf Helferniveau in Frage. Das ist ein Problem für geringqualifizierte Arbeitslose: Auf jede offene Stelle im Helferbereich kommen rechnerisch acht Arbeitslose.

Rund 2,4 Millionen Menschen waren im Januar 2019 bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) und den Jobcentern arbeitslos gemeldet. Der Arbeitsmarkt jagte in den letzten Monaten von einem Rekord zum nächsten. Nicht nur die Arbeitslosenquote sank immer weiter ab, auch Unternehmen melden einen enormen Bedarf an Fachkräften. Außerdem verzeichnete die BA immer neue Zuwächse in ihrem Stellenangebot. Doch die Statistik der BA verrät, dass die derzeit gemeldeten Arbeitslosen die Nachfrage am Arbeitsmarkt nur eingeschränkt bedienen können.

Denn nicht jeder Arbeitslose kommt für jede Stelle infrage. So gibt es hinsichtlich der Chance auf einen Arbeitsplatz deutliche Unterschiede in Hinblick auf das Qualifikationsniveau der Arbeitslosen. Im Januar 2019 suchten 1,1 Millionen Arbeitslose, also nahezu jeder Zweite, nach einer Stelle im Helferbereich. Gleichzeitig waren im Stellenangebot der BA aber nur knapp 138.000 Stellen auf Helferniveau gemeldet. So kamen auf jede offene Stelle im Helferbereich rechnerisch acht Arbeitslose.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt.

Regionaler und sektoraler Fachkräftemangel

Der Nachfrage nach Fachkräften dominierte mit knapp 495.000 offenen Stellen zwar das Angebot der BA, jedoch gab es bundesweit für jede ausgeschriebene Stelle nur zwei Arbeitslose. Es ist davon auszugehen, dass im Bereich des Arbeitsmarkts für Fachkräfte erhebliche Unterschiede zwischen Angebot und Nachfrage hinsichtlich der Regionen und Berufe bestehen und deshalb die Arbeitskräftenachfrage nicht überall gedeckt werden kann. Ein ähnliches Bild zeigte sich für noch höher qualifizierte Arbeitslose: Auch für Spezialisten und Experten ist das Verhältnis von Arbeitslosen zu offenen Stellen 2:1.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit und eigene Berechnungen, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt.

Mehr als die Hälfte der Hartz-IV-Empfänger ohne Berufsabschluss

Mehr als die Hälfte der Arbeitslosen kann laut BA-Statistik aktuell nur eine Beschäftigung auf Helferniveau ausüben. Im Vergleich sind arbeitslose Hartz-IV-Empfänger, die im Januar knapp 62 Prozent aller Arbeitslosen in Deutschland ausmachten, wesentlich schlechter qualifiziert: Knapp zwei Drittel der Arbeitslosen im Hartz-IV-Bezug hat keine abgeschlossene Berufsausbildung. Im Vergleich dazu hat unter den arbeitslosen Empfänger von Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung „nur“ knapp ein Drittel keinen Berufsabschluss.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt.

von Lena Becher



Zum Weiterlesen:

Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarkt nach Berufen – Deutschland (Klassifikation der Berufe 2010), Januar 2019, Tabelle 1.1.

Bundesagentur für Arbeit, Arbeitslose nach Rechtskreisen (Monatsheft) – Deutschland, Januar 2019, Tabelle 1 und Tabelle 19.

Bundesagentur für Arbeit, Fachkräfteengpassanalyse, Dezember 2018.