zurück

345.000 unter 25-Jährige stecken im Hartz-IV-System fest

Fast jeder zweite unter 25-jährige Hartz-IV-Bezieher ist seit mindestens zwei Jahren auf die Sozialleistung angewiesen. Ein Grund dafür dürften fehlende Berufs- und Bildungsabschlüsse sein, wie die Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) verrät.

Im September 2018 zählte die Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) rund 747.000 unter 25-jährige Erwerbsfähige im Hartz-IV-Bezug. Von ihnen waren 345.000 – nahezu die Hälfte – im Langzeitleistungsbezug. Langzeitleistungsbezieher sind erwerbsfähige Leistungsberechtigte, die in den vergangenen 24 Monaten mindestens 21 Monate Hartz IV-Leistungen bezogen haben. Die Zahl der unter 25-jährigen Langzeitleistungsbezieher ist im Vergleich zum Vorjahr um fast 37.000 Personen bzw. 12 Prozent gestiegen, obwohl es insgesamt weniger Jüngere im Hartz-IV-Bezug gab. So sank im gleichen Zeitraum die Zahl der unter 25-jährigen erwerbsfähigen Hartz-IV-Bezieher um rund 67.000 Personen bzw. acht Prozent ab.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt.

Nicht alle (Langzeit-)Bezieher von Hartz-IV-Leistungen sind arbeitslos oder arbeitsuchend (O-Ton berichtete). Da die Erwerbsfähigkeit im Sinne des Zweiten Sozialgesetzbuchs mit der Vollendung des 15. Lebensjahrs beginnt, befinden sich unter den (Langzeit-)Beziehern zum Beispiel auch viele Schüler. Sie gelten zwar als erwerbsfähige Leistungsberechtigte im Sinne der Statistik, werden aber weder als arbeitsuchend noch als arbeitslos erfasst, da sie dem Arbeitsmarkt (noch) nicht zur Verfügung stehen.

Massiver Qualifikationsbedarf bei jüngeren Langzeitbeziehern

Knapp 122.000 unter 25-jährige Langzeitbezieher waren im September 2018 auch arbeitsuchend und standen daher theoretisch dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Kaum einer von ihnen konnte eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen und fast jeder Dritte der jüngeren Langzeitbezieher hatte keinen (Haupt-)Schulabschluss. Besonders problematisch ist, dass die Zahl der jüngeren Langzeitbezieher mit derartig großen Qualifikations- und Bildungsdefiziten in den letzten Jahren erheblich gewachsen ist.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit und eigene Berechnungen, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt.

Langfristig gesehen ist wahrscheinlich, dass die Kombination aus Langzeitleistungsbezug und fehlenden Berufs- und Bildungsabschlüssen für zehntausende junge Menschen zu einer Abwärtsspirale wird. Ein fehlender Berufsabschluss gilt oft als Hürde bei der Arbeitssuche und erhöht die Wahrscheinlichkeit langzeitarbeitslos zu werden deutlich (O-Ton berichtete).

von Lena Becher



Zum Weiterlesen:

Bundesagentur für Arbeit, Langzeitleistungsbezieher – Deutschland, West/Ost, Länder und Jobcenter (Zeitreihe Monats- und Jahreszahlen ab 2009).

Bild: Colourbox.de