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Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW: Jugendliche werden nicht ausreichend gefördert

(o-ton) 40 Prozent der Hartz IV-Empfänger unter 25 Jahren sind schon seit mehr als vier Jahren hilfebedürftig. Dennoch erhalten sie immer weniger arbeitsmarktpolitische Fördermaßnahmen und stattdessen mehr Sanktionen und Leistungskürzungen. Das kritisiert die Freie Wohlfahrtspflege Nordrhein-Westfalen in der aktuellen Ausgabe des Arbeitslosenreports.  

Der aktuelle Arbeitslosenreport NRW, ein Kooperationsprojekt der Freien Wohlfahrtspflege Nordrhein-Westfalen und des Instituts für Bildungs- und Sozialpolitik (IBUS) der Hochschule Koblenz, analysiert die Situation Jugendlicher auf dem Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen. Hier die zentralen Ergebnisse:

40 Prozent der Hartz IV-Empfänger unter 25 Jahren sind dauerhaft hilfebedürftig

Auch bei jungen Menschen ist dauerhafte Hilfebedürftigkeit ein Thema. Von über 220.000 15- bis 25-Jährigen, die im Juni 2014 Hartz IV-Leistungen bezogen, waren 41 Prozent (über 90.000 junge Menschen) bereits seit über vier Jahren abhängig von der staatlichen Sozialleistung.

Immer weniger Berufsausbildungsmaßnahmen

Viele Jugendliche finden im Anschluss an die Schule keinen Ausbildungsplatz. Die Zahl der unversorgten Bewerber ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Während zum Ende des letzten Ausbildungsjahres 2011 noch rund 3.700 Bewerber als unversorgt galten, waren es 2014 bereits über 6.500, 78 Prozent mehr.

Dennoch ist das Angebot an Berufsbildungsmaßnahmen stark rückläufig. Seit 2011 ist der Teilnehmerbestand um 33 Prozent gesunken. Während im Januar 2011 noch mehr als 50.000 Jugendliche an einer der genannten Maßnahmen teilnahmen, waren es im Januar 2015 nur noch 33.500. Für Jugendliche mit besonderem Förderbedarf gibt es somit immer weniger Angebote, um berufliche Qualifikationen zu erwerben.

Die Jobcenter sanktionieren Jugendliche besonders häufig

Statt eine Förderung zu erhalten, werden junge Menschen immer häufiger sanktioniert. Für sie gelten strengere Sanktionsregeln, wenn sie den Aufforderungen des Jobcenters nicht nachkommen, Termine nicht einhalten oder ein zumutbares Arbeitsangebot ablehnen. Je nach Häufigkeit und Schwere des Verstoßes führen Sanktionen zu Leistungskürzungen.

Lag die Sanktionsquote der unter 25-Jährigen zuletzt (Oktober 2014) bei 4,3 Prozent, waren über alle Altersgruppen hinweg lediglich drei Prozent (34.800 Menschen) betroffen. Insgesamt wurden im Oktober 2014 mehr als 9.000 junge Menschen sanktioniert. Über 900 von ihnen wurden die Leistungen sogar vollständig gestrichen. Hauptgrund für Sanktionen waren Meldeversäumnisse. Die Sanktionsquote ist in den letzten Jahren angestiegen. 2009 waren noch lediglich 3,8 Prozent der jugendlichen Hartz IV-Empfänger betroffen.

Ludger Jutkeit, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege in NRW, kritisiert: „Unser aktueller Arbeitslosenreport belegt, dass sich die Situation von Jugendlichen, die Schwierigkeiten haben, nach der Schule einen Ausbildungsplatz zu finden, verschlechtert hat.“ Es sei von nicht zu unterschätzender Bedeutung für den weiteren Lebensweg dieser jungen Menschen, dass sie entsprechend gefördert werden. „Wir benötigen Maßnahmen, die dem tatsächlichen Bedarf und der besonderen Situation dieser jungen Menschen gerecht werden“, so Jutkeit.

Die Wohlfahrtsverbände in NRW veröffentlichen regelmäßig den „Arbeitslosenreport NRW“ in Kooperation mit dem Institut für Bildungs- und Sozialpolitik (IBUS) der Hochschule Koblenz. Ziel der Veröffentlichung ist es, den öffentlichen Fokus auf das Thema Arbeitslosigkeit als wesentliche Ursache von Armut und sozialer Ausgrenzung zu lenken, die offizielle Arbeitsmarktberichterstattung kritisch zu hinterfragen und dabei insbesondere die Situation in Nordrhein-Westfalen zu beleuchten. Jede Ausgabe widmet sich hierzu einem Schwerpunktthema. Hinzu kommen Kennzahlen zu Unterbeschäftigung, Langzeitarbeitslosigkeit und SGB II-Hilfequoten, um längerfristige Entwicklungen sichtbar zu machen. Basis der Analysen sind die Arbeitsmarktstatistiken der Bundesagentur für Arbeit.

Zum Weiterlesen:

Freie Wohlfahrtspflege NRW, Arbeitslosenreport NRW