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Arbeitslosigkeit beeinträchtigt Lebenszufriedenheit noch lange nach dem Jobverlust

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Auch lange Zeit nach einem Jobverlust erreichen Arbeitslose nicht wieder das Niveau der Lebenszufriedenheit vor der Arbeitslosigkeit. Völlig unabhängig von der Persönlichkeit sorgt die Arbeitslosigkeit zudem für ein kurzfristiges Gefühl von Angst. Das ermittelten Wissenschaftler des DIW Berlin und der Freien Universität Berlin.

Mit einem Jobverlust nimmt die Lebenszufriedenheit nachhaltig ab und Arbeitslose empfinden langfristig deutlich häufiger Traurigkeit und Freudlosigkeit. In Phasen der Arbeitslosigkeit seien zudem alle Menschen, völlig unabhängig von ihrer Persönlichkeit, ängstlicher als zuvor oder danach – allerdings nur für kurze Zeit. Das zeigt eine Untersuchung des Direktor des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) des Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Jürgen Schupp und der Soziologen Christian von Scheve und Frederike Esche von der Freien Universität Berlin. Für Ärger fanden die Forscher keinen bedeutenden Zusammenhang mit der Arbeitslosigkeit.

Die Wissenschaftler zeigen mit ihrer Studie, dass Veränderungen des affektiven Wohlbefindens weniger lange anhalten als Veränderungen im kognitiven Wohlbefinden, der allgemeinen Lebenszufriedenheit. Mit der Lebenszufriedenheit werden die kognitiven Bestandteile des Wohlbefindens, also resümierende Bewertungen der aktuellen Verfassung, erfasst. Die emotionalen Aspekte betreffen aktuelle Gefühlslagen wie Ärger.

Die Wissenschaftler untersuchten Veränderungen in der Lebenszufriedenheit und im emotionalen Wohlbefinden vor und nach einem Verlust des Arbeitsplatzes. Anders als in früheren Studien nutzten sie dabei kein zusammengefasstes Maß für das emotionale Wohlbefinden, sondern betrachteten die vier im SOEP erhobenen Emotionen Angst, Ärger, Traurigkeit, Glück separat. So konnten sie erstmals differenzierte Aussagen über die durch Arbeitslosigkeit hervorgerufenen Veränderungen spezifischer Emotionen treffen.

„Einblicke in Emotionen, die mit Arbeitslosigkeit einhergehen, sind wichtig, weil sie nicht nur das Befinden, sondern auch das Denken und Handeln der Betroffenen beeinflussen“, so Christian von Scheve von der Freien Universität Berlin. Frederike Esche, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie der Freien Universität erläutert: „Daher ist es wichtig zu verstehen, welche Folgen sich für das emotionale Wohlbefinden der Betroffenen ergeben“. Es sei daher sinnvoll, auch die subjektiven Erfahrungen von Arbeitslosen zu untersuchen.

Zum Weiterlesen:

von Scheve, C., Esche, F. & Schupp, The Emotional Timeline of Unemployment: Anticipation, Reaction, and Adaptation, in: J. J Happiness Stud (2016)