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Ministerin Nahles: Bessere Arbeitsmarktchancen für Langzeitarbeitslose – tatsächlich?

(o-ton) Die Arbeitslosigkeit ist im März gesunken und auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen hat leicht abgenommen. Für Arbeitsministerin Andrea Nahles ein Grund, von besseren Arbeitsmarktchancen für Langzeitarbeitslose zu sprechen – und offenbar ein gutes Argument für die sechsmonatige Ausnahme vom Mindestlohn. Doch verläuft die Entwicklung wirklich so positiv?

„Auch die Arbeitslosen profitieren vom Beschäftigungsaufbau. Die Zahl derer, die arbeitslos sind, nimmt ab. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen sinkt inzwischen ebenfalls, wenn auch nur langsam.“, das verkündete Arbeitsministerin Andrea Nahles gestern anlässlich der aktuellen Arbeitsmarktzahlen.

Und tatsächlich ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen in den letzten beiden Monaten von 1,086 Millionen auf 1,076 Millionen gesunken. Aber: Diese Entwicklung ist zyklisch. Sie findet alljährlich statt und hängt mit der Frühjahrsbelebung zusammen.

Um eine valide Aussage über die Entwicklung treffen zu können, ist aber nur der Vergleich mit den Vorjahresmonaten sinnvoll. Und der zeigt: Nach einem Rückgang zwischen 2010 und 2012 steigt die Langzeitarbeitslosigkeit wieder. Im aktuellen Monat gibt es 1,7 Prozent Langzeitarbeitslose mehr als noch im März 2013. Und auch im März 2013 war es ein Prozent mehr als im selben Monat des Vorjahres. Ein Indiz für die von Nahles verkündeten verbesserten Arbeitsmarktchancen von Langzeitarbeitslosen ist der leichte Rückgang zum Jahresanfang also nicht. Tatsächlich liegt die Langzeitarbeitslosigkeit aktuell so hoch wie seit Anfang 2011 nicht mehr.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Zeitreihe zur Arbeitslosigkeit seit 1950 nach Strukturmerkmalen (Monats-/Jahreszahlen) – Deutschland, Tabelle 2.7.2.
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Zeitreihe zur Arbeitslosigkeit seit 1950 nach Strukturmerkmalen (Monats-/Jahreszahlen) – Deutschland, Tabelle 2.7.2.

Wenn die Arbeitsministerin also von einer positiven Entwicklung für die Langzeitarbeitslosen spricht, trifft das kaum die Realität. Vielmehr scheint es hier um eine willkommene Argumentationsgrundlage für die sechsmonatige Ausnahme vom Mindestlohn zu gehen. Wenn Langzeitarbeitslose nun besser in Arbeit kommen, will man ihnen diese Chancen nicht durch den Mindestlohn „verbauen“. Das ist womöglich gemeint, wenn Frau Nahles sagt: „Deshalb ist es jetzt wichtig, dass wir weiter konsequent die ganze Situation dieser Menschen in den Blick nehmen, nach maßgeschneiderten Möglichkeiten suchen, damit sie den Weg in den ersten Arbeitsmarkt finden.“

Zum Weiterlesen:

Bundesagentur für Arbeit, Zeitreihe zur Arbeitslosigkeit seit 1950 nach Strukturmerkmalen (Monats-/Jahreszahlen) – Deutschland, Tabelle 2.7.2.

Bundesministerium für Arbeit und Soziales, „Arbeitslose profitieren vom Beschäftigungsaufbau“

Bundesministerium für Arbeit und Soziales, „Die Zeichen stehen auf Wachstum“

Bundesagentur für Arbeit, Der Arbeits- und Ausbildungsmarkt in Deutschland – Monatsbericht März 2014