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Evaluation der NRW-Modellprojekte öffentlich geförderte Beschäftigung – IAB attestiert positiven Effekt auf das Teilhabeempfinden

Langzeitarbeitslose fühlen sich weniger sozial integriert als arbeitende Menschen. Öffentlich geförderte Beschäftigung kann hier helfen, wenn die Teilnehmer sorgfältig ausgewählt und sozialpädagogisch betreut werden. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in seiner Evaluation der Modellprojekte öffentlich geförderte Beschäftigung in Nordrhein-Westfalen.

„Sorgfältige Teilnehmerauswahl und professionelle Begleitung ermöglichen den Erfolg“, das ist das zentrale Ergebnis der Evaluation der Modellprojekte öffentlich geförderte Beschäftigung (ögB) in Nordrhein-Westfalen durch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Zwischen 2013 und 2015 förderte das Bundesland knapp 1.000 besonders arbeitsmarktferne Langzeitarbeitslose mit Arbeitsplätzen bei gemeinnützigen Betrieben und zahlte ihnen einen sozialversicherungspflichtigen Lohn (O-Ton berichtete).

Die IAB-Wissenschaftler Frank Bauer, Michael Fertig und Philipp Fuchs beobachten bei den Teilnehmern eine deutliche Verbesserung des sozialen Teilhabegefühls. Auf einer Skala von 1 bis 10 schätzen sie ihr Gefühl der Zugehörigkeit zur Gesellschaft mit durchschnittlich 7,1 deutlich höher ein als arbeitslose Leistungsbezieher (6,0). Bei regulär Erwerbstätigen liegt der Wert zum Vergleich bei 8,0. Auch im Vergleich mit Aufstockern (7,0) und Teilnehmern an anderen Programmen der öffentlich geförderten Beschäftigung (Beschäftigungszuschuss 6,8) erreichen die Teilnehmer an den ögB-Programmen in NRW bessere Werte.

„Der sozialversicherungspflichtige Lohn, der oftmals auch zur Beendigung des Transferbezugs führte, vermittelte den Geförderten das Gefühl, sie seien ganz normale Beschäftigte“, erklären die Forscher den Effekt. Die Geförderten gingen einer regelmäßigen Erwerbstätigkeit nach und empfänden sich nicht mehr „als in der Arbeitsgesellschaft überflüssig“.

Sorgfältige Teilnehmerauswahl verhindert Einsperreffekte

Im Unterschied zu ähnlichen Programmen hätten die Modellprojekte in NRW die Teilnehmer zudem nicht davon abgehalten, eine reguläre Arbeit aufzunehmen, loben die IAB-Wissenschaftler. Die im Zusammenhang mit öffentlich geförderter Beschäftigung viel kritisierten „Einsperreffekte“ beobachten sie kaum, da tatsächlich besonders arbeitsmarktferne Personen ausgewählt wurden. Entsprechend sei auch die sozialpädagogische Betreuung ein zentraler Erfolgsfaktor der Projekte, denn die Teilnehmer hätten neben offenkundigen arbeitsmarktbezogenen Problemen wie gesundheitliche Einschränkungen oder Behinderungen, fehlende Qualifikation und ein höheres Alter auch unterschiedliche persönliche Probleme wie Verschuldung, Suchterkrankung, Obdachlosigkeit oder psychische Schwierigkeiten.

Es sei sinnvoll, arbeitsmarktpolitische Maßnahmen dann mit sozialpädagogischer Assistenz zu flankieren, wenn die Zielgruppe mit Problemen belastet ist, die über reine Arbeitsmarktprobleme hinausgehen, so die Forscher. Die sozialpädagogische Betreuung könne so die Voraussetzungen dafür schaffen, die arbeitsmarktbezogenen Probleme zu lösen. Entsprechend positiv falle auch die Bewertung der Betreuung durch die Teilnehmer aus. Sie fühlten sich umfassend und gut beraten. Nur jeder zehnte Geförderte vermisste bestimmte Beratungsleistungen, heißt es in dem Bericht.

„Öffentlich geförderte Beschäftigung ist ein Zielgruppenprogramm, das eine besonders sorgfältige Teilnehmerselektion erfordert. Dies scheint im Falle der Modellprojekte öffentlich geförderte Beschäftigung in NRW auch deshalb gelungen zu sein, weil nicht versucht wurde, in kurzer Zeit hohe Teilnehmerzahlen zu generieren“, resümieren die Wissenschaftler.

Zum Weiterlesen:

Institut für Arbeitsmarkt-  und Berufsforschung, „Modellprojekte öffentlich geförderte Beschäftigung“ in NRW Teilnehmerauswahl und professionelle Begleitung machen den Unterschied (IAB-Kurzbericht 10/2016)

Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Ergebnisse der Evaluation der Modellprojekte öffentlich geförderte Beschäftigung in Nordrhein-Westfalen (IAB Forschungsbericht 7/2016)