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Arbeitslosenreport NRW offenbart Passungsprobleme am Ausbildungsmarkt

amnews-2-300x190Immer mehr junge Menschen in Nordrhein-Westfalen drohen den Anschluss an den Arbeitsmarkt zu verpassen, wie der aktuelle Arbeitslosenreport NRW zeigt. Im aktuellen Ausbildungsjahr fanden knapp 22.000 Bewerber keinen passenden Ausbildungsplatz, während gleichzeitig fast 10.000 Ausbildungsstellen unbesetzt blieben.

Zu wenige Ausbildungsstellen für die meist jungen Menschen, die nach einer Ausbildung im Land Nordrhein-Westfalen suchen – das zeigt der aktuelle Arbeitslosenreport „Jugend und Ausbildung“ der Freien Wohlfahrtspflege NRW. Zum Ende des laufenden Ausbildungsjahres am Stichtag 30. September 2018 kamen auf 134.000 bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) gemeldete Bewerber nur 116.000 Ausbildungsstellen. Um das Optimalverhältnis zwischen Bewerbern und Stellen von 1:1,125 zu erreichen, würden landesweit weitere 18.000 Ausbildungsstellen benötigt. „Das ist besorgniserregend, zumal es bundesweit erstmals seit 1994 wieder mehr Lehrstellen als Bewerber gab“, erklärt der Vorsitzende der Freien Wohlfahrtspflege NRW, Christian Heine-Göttelmann.

Der Arbeitslosenreport NRW verdeutlicht außerdem, dass der Ausbildungsmarkt im Bundesland aus vielen regionalen Stellenmärkten besteht: In einzelnen Landkreisen wie Herne oder Hagen gibt es doppelt so viele Bewerber wie gemeldete Ausbildungsstellen, in den Regionen Münster, Olpe und Bonn gibt es hingegen eine leichte Überversorgung. Landesweit erreichen nur sieben von 53 Kreisen das Optimalverhältnis von 1:1,125.

In Folge der Passungsprobleme fanden im Berichtsjahr 2017/2018 im Land Nordrhein-Westfalen knapp 22.000 Bewerber nicht den angestrebten Ausbildungsplatz. 7.000 von ihnen blieben gänzlich unversorgt während 15.000 eine Alternative vorweisen konnten. Hierzu zählen nehmen der klassischen Schuldbildung oder auch der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit vor allem Maßnahmen aus dem Förderkatalog der Bundesagentur für Arbeit.

Unter 25-Jährige häufiger im Hartz-IV-Langzeitbezug

Im Zeitraum von Oktober 2017 bis September 2018 befanden sich laut Arbeitslosenreport rund 104.000 unter 25-Jährige im Langzeitleistungsbezug. Sie bezogen innerhalb von 24 Monaten mindestens 21 Monate Hartz-IV-Leistungen. Die Zahl der unter 25-jährigen Langzeitleistungsbezieher war im Vergleich mit dem gleichen Zeitraum im Jahr 2015/2016 um fast 12.000 Personen gestiegen. Hierbei scheint auch eine fehlende berufliche Qualifikation unter jungen Menschen eine Rolle zu spielen: Ungefähr jeder Dritte Langzeitleistungsbezieher unter 25 Jahren ist arbeitsuchend und hat keine abgeschlossene Berufsausbildung, knapp 5.000 Personen mehr als noch 2015/2016.

Fördermaßnahmen werden den wachsenden Passungsproblemen nicht gerecht

Obwohl also immer mehr Bewerber den Eintritt in eine Berufsausbildung verpassen und mehr junge Leute in den Hartz-IV-Langzeitbezug abrutschen, bleibt eine entsprechende Aufstockung der Fördermaßnahmen für junge Ausbildungssuchende bislang aus. Wie aus dem Arbeitslosenreport hervorgeht, sind seit 2011 die Teilnahmen von unter 25-Jährigen an ausbildungsvorbereitenden und ausbildungsbegleitenden Maßnahmen zurückgegangen. Für die Freie Wohlfahrtspflege ist klar, dass hier eindeutiger Handlungsbedarf besteht: „Jugendliche sollten jede nötige Unterstützung erhalten, um sich beruflich qualifizieren zu können. Daher fordern wir eine Ausweitung ausbildungsvorbereitender und –begleitender Maßnahmen“, so der Vorsitzende Heine-Göttelmann.

von Lena Becher



Zum Weiterlesen:

Freie Wohlfahrtspflege NRW, Arbeitslosenreport 01/2019: Jugend und Ausbildung.

O-Ton Arbeitsmarkt, Ausbildungsstellenmarkt: Bilanz des 5. Quartals wenig zufriedenstellend, 21.02.2019.

O-Ton Arbeitsmarkt, Ausbildungssuche: Jeder siebte Bewerber ohne Erfolg., 26.11.2018.