31. Oktober 2019
Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) gab es im Ausbildungsjahr 2018/19 knapp 512.000 Bewerber für Berufsausbildungsstellen. Während fast 250.000 von ihnen in eine Ausbildung einmündeten, ging ein Siebtel der Bewerber bis zuletzt leer aus. Gleichzeitig blieben bundesweit rund 53.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Grund dafür sind regionale und branchenspezifische Passungsprobleme.
Im Berichtsjahr 2018/19 waren laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) knapp 512.000 Jugendliche in Deutschland auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Doch nahezu 74.000 Bewerber waren dabei erfolglos und befinden sich nun in der Warteschleife für eine Ausbildungsstelle. Knapp 25.000 waren nach Angaben der BA bis zum Ende des Berichtsjahrs am 30. September 2018 unversorgt, während rund 49.000 Bewerber laut BA eine Alternative zur Ausbildung hatten, sich aber dennoch weiter auf der Suche befanden. Hierzu zählen neben der klassischen Schulbildung Maßnahmen aus dem Förderkatalog der BA, wie beispielsweise Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen oder die Einstiegsqualifizierung Jugendlicher.
Über 188.000 ehemalige Bewerber – mehr als jeder Dritte – fanden nach Angaben der BA keinen Ausbildungsplatz, waren am Ende des Berichtsjahres aber auch nicht mehr auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Knapp ein Drittel dieser ehemaligen Bewerber besuchte weiter Bildungsinstitutionen, wobei der fortgesetzte Schulbesuch mit 27,3 Prozent den größten Anteil ausmachte und fünf Prozent ein Studium aufnahmen. 13,1 Prozent gingen – vorläufig – ohne neue Ausbildung einer Erwerbstätigkeit nach. Für rund 86.000 ehemalige Bewerber, also beinahe jeden Zweiten von ihnen, gibt es keine Angabe zum Verbleib.
Auch wenn die BA-Statistik nur die ihr gemeldeten Stellen und Bewerber erfasst, lassen sich aus den Zahlen Tendenzen der Gesamtentwicklung am Ausbildungsmarkt ablesen. Knapp 263.000 und damit nur rund die Hälfte der gemeldeten Bewerber mündete laut BA-Statistik in eine Ausbildung ein. Das ist vor allem deshalb erstaunlich, da im Berichtsjahr 2018/19 die Nachfrage nach Auszubildenden erneut gestiegen ist. Im Berichtsjahr 2018/19 wurden wie bereits im Vorjahr erneut mehr Ausbildungsstellen als Bewerber bei der BA gemeldet – zuvor war dies seit Mitte der 90er Jahre nicht geschehen. Bundesweit kamen damit auf 100 Bewerber 111 Stellen. Das Verhältnis von Stellen zu Bewerbern lag also sehr nah an der optimalen Angebots-Nachfrage Relation von eins zu 1,125. Warum also fanden knapp 74.000 Suchende keinen Ausbildungsplatz?
Regionale und branchenspezifische Passungsprobleme
In vielen Fällen passen die regional gemeldeten Ausbildungsstellen schlicht nicht zu den beruflichen Wünschen der ansässigen Bewerber. Abgesehen von branchenspezifischen Engpässen an Auszubildenden, gibt es enorme regionale Unterschiede bei der Nachfrage und Angebot von Bewerbern und Ausbildungsstellen. Vor allem in Berlin, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Brandenburg gab es mehr Bewerber als verfügbare Plätze. Acht Bundesländer lagen hingegen mit ihren Werten über dem optimalen Verhältnis von Stellen zu Bewerbern: Bayern, Saarland, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Baden-Württemberg und Bremen.
Die Zahlen der BA zum Ausbildungsmarkt zeigen, dass selbst ein vermeintliches nationales Überangebot an Stellen keinesfalls einen lokalen Mangel an geeigneten Bewerbern ausschließt. Der Blick auf den nationalen Ausbildungsmarkt erfordert immer auch die Vertiefung auf regionale Perspektive, da hier lokal oder branchenspezifisch beträchtliche Unterschiede in der Versorgung von Bewerbern oder Ausbildungsstellen festzustellen sind.
von Lena Becher
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Bild: Colourbox.de