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Berufliche Weiterbildungen lohnen langfristig

amnews

Arbeitslose profitieren langfristig von beruflichen Weiterbildungen. Beschäftigungschancen und Lohn steigen und das Hartz-IV-Risiko nimmt ab. Weiterbildungen ab einem Jahr sind effektiver als kürzere, besonders bei arbeitsmarktfernen Menschen. Das zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung.

Berufliche Weiterbildungen lohnen sich für ihre Teilnehmer. Sie erhöhen ihre Beschäftigungschancen, haben einen positiven Einfluss auf die Lohnentwicklung und vermeiden weiteren Hartz-IV-Bezug – und zwar langfristig. Auch über 8,5 Jahre nach Beginn der Weiterbildung bleibt die positive Wirkung der beruflichen Weiterbildung erhalten, bei beiden Geschlechtern und sowohl in den neuen als auch in den alten Bundesländern. Zu diesem Ergebnis kommt die Sozialwissenschaftlerin Sarah Bernhard vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Sie hat erstmals die Wirkung beruflicher Weiterbildung für unterschiedliche Gruppen von Hartz-IV-Empfängern über einen längeren Zeitraum von über acht Jahren analysiert.

Zwar hätten Teilnehmer während der ersten Monate der beruflichen Weiterbildungsmaßnahme signifikant geringere Beschäftigungschancen, einen geringeren Durchschnittslohn und lebten häufiger von Hartz-IV-Leistungen als Nichtteilnehmende, weil sie sich auf die Weiterbildung konzentrierten und weniger aktiv nach Arbeit suchten, einige Monate nach Beginn der beruflichen Weiterbildung verschwinde dieser so genannte Investitionseffekt aber. Dann sei sowohl bei Frauen als auch bei Männern in Ost- und in Westdeutschland der Beschäftigtenanteil zwischen drei und 14 Prozentpunkten höher und der durchschnittliche Monatslohn um 55 bis 334 Euro höher als bei Nichtteilnehmenden.

Lange Weiterbildungen von über einem Jahr, in der Regel Umschulungen, seien zudem deutlich wirksamer als Weiterbildungen mit kürzeren Förderdauern. Der durchschnittliche Monatslohn von  Teilnehmenden an langen Weiterbildungen läge bis zu 416 Euro über dem von Nichtteilnehmenden und der Anteil der Beschäftigten um bis zu 22 Prozent höher. Gerade arbeitsmarktferne Weiterbildungsteilnehmer profitierten. Der positive Effekt der Teilnahme sei bei ihnen stärker als bei arbeitsmarktnäheren Arbeitslosen. Auch für Migranten lohne sich die Teilnahme besonders, analysiert Sarah Bernhard.

Die Wissenschaftlerin sieht erhöhte Investitionen in abschlussorientierte Weiterbildungsangebote daher als „aussichtsreiche Perspektive einer zukunftsorientierten Arbeitsmarktpolitik“. Fast die Hälfte der Arbeitslosen in Deutschland hat keine formale berufliche Qualifikation. Dass die jährlichen Ausgaben für die Förderung beruflicher Weiterbildung für Arbeitslose vom Jahr 2009 bis zum Jahr 2014 von 2,3 Milliarden auf 1,6 Milliarden Euro gesunken sind, sei „angesichts der Herausforderung neben den bereits arbeitslos gemeldeten Personen eine steigende Zahl von Zugewanderten in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren“ wenig sinnvoll. Gleichzeitig sollte arbeitsmarktfernen  Personen die Teilnahme erleichtert werden.

Zum Weiterlesen:

Sarah Bernhard, Berufliche Weiterbildung von Arbeitslosengeld-II-Empfängern. Langfristige Wirkungsanalysen, in: Sozialer Fortschritt 7/2016