zurück

Betriebe stellen weniger Arbeitslose ein

(o-ton) Wird in deutschen Betrieben eine Stelle neu besetzt, geht diese immer seltener an einen Arbeitslosen. Besonders Langzeitarbeitslose werden kaum berücksichtigt. Stattdessen stellen die Betriebe Arbeitsplatzwechsler, Berufsanfänger oder Personen aus der Stillen Reserve ein. Das geht aus der Antwort auf eine Bundestagsanfrage der Linken hervor.

Die Nachfrage nach Arbeitskräften am deutschen Arbeitsmarkt ist ungebrochen stark. 2014 wurden rund 5,7 Millionen Menschen neu eingestellt – 750.000 mehr als im Vorjahr. Doch immer weniger dieser Neueinstellungen entfallen auf Arbeitslose. Wurde im Jahr 2005 noch mehr als jede dritte Stelle in den alten Bundesländern (37 Prozent) und mehr als jede zweite Stelle in den neuen Bundesländern (57 Prozent) mit einem Arbeitslosen besetzt, war es 2014 nur noch etwas mehr als jede vierte Stelle im Westen (28 Prozent) und etwa jede dritte Stelle im Osten (34 Prozent).

Quelle: Kleine Anfrage der Linken, Aktuelle Arbeitsmarktlage und Chancen zum Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit, BT-Drs. 18/4676 (April 2015), Daten aus der IAB-Stellenerhebung

Langzeitarbeitslosen fällt der Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt grundsätzlich schwer. Sie werden bei Neueinstellungen besonders selten berücksichtigt – und das ebenfalls mit sinkender Tendenz. 2014 gingen nur sieben Prozent der neu besetzten Jobs im Osten und fünf Prozent im Westen an einen Langzeitarbeitslosen. 2008 (Beginn der Auswertung) waren es noch jeweils 13 Prozent in den neuen beziehungsweise sieben Prozent in den alten Bundesländern.

Quelle: IAB Stellenerhebung, Auswertung für O-Ton Arbeitsmarkt

Statt mit Arbeitslosen besetzen Betriebe ihre offenen Stellen besonders häufig mit Arbeitsplatzwechslern. Auf sie entfällt der Großteil der Neueinstellungen. Zudem konkurrieren die Arbeitslosen mit Berufsanfängern und Personen aus der so genannten Stillen Reserve, die vor Arbeitsbeginn nicht arbeitslos gemeldet waren. Mehr Erwerbstätige in Deutschland bedeuten daher im Umkehrschluss nicht zwangsläufig weniger Arbeitslose (O-Ton berichtete).

Die Informationen stammen aus der Stellenerhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), einer repräsentativen Befragung von rund 15.000 Betrieben in West- und Ostdeutschland.

Zum Weiterlesen:

Kleine Anfrage der Linken, Aktuelle Arbeitsmarktlage und Chancen zum Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit, BT-Drs. 18/4676 (April 2015), Daten aus der IAB-Stellenerhebung

Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Kurzbericht 19/2014, Neueinstellungen im Jahr 2013, Robuste Personalnachfrage im Westen wie im Osten

Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), IAB Stellenerhebung, Auswertung für O-Ton Arbeitsmarkt