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Bildung und der Arbeitsmarkt: Jeder sechste Arbeitslose hat keinen Schulabschluss

Bildung und Ausbildung schützen vor Arbeitslosigkeit. Umgekehrt führen fehlende Qualifikationen häufig zu schlechten Chancen am Arbeitsmarkt und der langfristigen Abhängigkeit von Grundsicherungsleistungen. Besonders im Hartz-IV-System ist die Problematik verbreitet, wie die Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) belegt.

In Deutschland fehlt es an sozialen Aufstiegsmöglichkeiten und die Bildungschancen sind ungleich verteilt – so lautet eine aktuelle Kritik seitens des Weltwirtschaftsforums (WEF). Die Forderung lautet daher: Lebenslanges Lernen muss ermöglicht und die sozialen Sicherungssysteme verbessert werden. Dass das WEF hier einen wunden Punkt an der Schnittstelle von Bildung, Ausbildung und Arbeiten in Deutschland getroffen hat, belegt auch der Blick in die Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA): 2018 hatten 17,6 Prozent der Arbeitslosen – also rund jeder Sechste – keinen Schulabschluss.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt.

Fehlende Bildungsabschlüsse sind dabei vor allem unter den arbeitslosen Beziehenden von Grundsicherungsleistungen nach dem Zweiten Sozialgesetzbuch (SGB II bzw. „Hartz IV“) problematisch. Personen ohne Bildungsabschluss bleibt zumeist auch der Erwerb einer beruflichen Qualifikation verwehrt. Dadurch erhöht sich wiederum die Wahrscheinlichkeit von (Langzeit-)Arbeitslosigkeit und der Abhängigkeit von Grundsicherungsleistungen. 2019 hatten nur 6,2 Prozent der meist Kurzzeitarbeitslosen im System der Arbeitslosenversicherung (SGB III) keinen Hauptschulabschluss. Im Hartz-IV-System lag der Anteil der Arbeitslosen ohne Schulabschluss bei fast einem Viertel und damit nahezu viermal so hoch.

Jede sechste Person ohne Berufsabschluss ist arbeitslos

Auch andere Statistiken der BA zementieren dieses Bild: So zeigen beispielsweise die qualifikationsspezifischen Arbeitslosenquoten, dass Berufsabschlüsse das Risiko von Arbeitslosigkeit deutlich senken: Je höher die Qualifikation einer Gruppe ist, umso niedriger ist auch ihre Arbeitslosenquote. Sie lag bei Personen ohne Berufsabschluss im Jahr 2019 bei 17,7 Prozent und damit mehr als sechsmal so hoch wie bei Personen mit einer abgeschlossenen betrieblichen, schulischen oder akademischen Ausbildung.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt.

Daten zum Schulabschluss mit eingeschränkter Aussagekraft

Die Statistik der BA weist zwar für eine Mehrheit der Arbeitsuchenden und Arbeitslosen den Schulabschluss aus, jedoch liegen für 9,7 Prozent der Arbeitslosen keine Angabe zum Schulabschluss vor. Die Erfassung des Bildungsniveaus der Arbeitslosen wird von den zuständigen Arbeitsagenturen und Jobcentern durchgeführt, wobei es je nach Standort Unterschiede in der Datenqualität gibt. Vor allem bei Migranten und Geflüchteten ist die Erfassung des Bildungsniveaus erschwert, wenn unvollständige oder keine anerkannten Dokumente zu ihren Abschlüssen im Heimatland vorliegen.

von Lena Becher



Zum Weiterlesen:

Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarkt nach Qualifikationen – Deutschland, West/Ost und Länder (Jahreszahlen), 2018.

Bundesagentur für Arbeit, Qualifikationsspezifische Arbeitslosenquoten – Deutschland, Länder, Kreise, Regionaldirektionen, Agenturen für Arbeit, Regionen (Jahreszahlen), Januar 2020.

Weltwirtschaftsforum: Ungleiche Bildungschancen erschweren sozialen Aufstieg, in: Zeit Online, 20.01.2020.

O-Ton Arbeitsmarkt, Arbeitsmarkt: Geringqualifizierte weiterhin abgehängt, 25.03.2019.

Bild: Colourbox.de