27. März 2014
(o-ton) Zwei Drittel der Arbeitslosen in Deutschland stecken im Hartz IV-System. Selbst bei guter wirtschaftlicher Lage fällt ihnen die Arbeitssuche deutlich schwerer als den Kurzzeitarbeitslosen in der Arbeitslosenversicherung. 2013 schafften pro Monat nur durchschnittlich drei Prozent den Sprung in den ersten Arbeitsmarkt. Häufig ist die Beschäftigung dann nicht von Dauer. Das zeigen Daten der Bundesagentur für Arbeit.
Arbeitslosigkeit ist in Deutschland ein Zweiklassensystem, jeweils basierend auf dem zuständigen Sozialgesetzbuch (SGB) II oder III. Im SGB III sind die Arbeitslosen in der Regel maximal ein Jahr ohne Arbeit und erhalten das am letzten Einkommen bemessene Arbeitslosengeld (ALG) I aus der Arbeitslosenversicherung. Meist sind sie gut ausgebildet. Deshalb und aufgrund der vergleichsweise kurzen Arbeitslosigkeitsdauer stehen sie dem Arbeitsmarkt näher. Ihr Anteil an allen Arbeitslosen beträgt aber nur ein Drittel, rund 970.000 Personen im Jahr 2013.
Die übrigen zwei Drittel, rund zwei Millionen Arbeitslose, befinden sich im SGB II-System. SGB II-Arbeitslose beziehen Leistungen aus der steuerfinanzierten Grundsicherung (Hartz IV), denn bei ihnen ist die maximale Bezugsdauer von ALG I bereits abgelaufen oder die Anspruchsvoraussetzungen sind nicht erfüllt. SGB II-Arbeitslose sind überdurchschnittlich häufig gering oder gar nicht ausgebildet und die letzte Arbeitserfahrung liegt bereits längere Zeit zurück. Oft kommen weitere so genannte Vermittlungshemmnisse wie ein höheres Alter, Migrationshintergrund oder gesundheitliche Probleme dazu. Entsprechend schwerer fällt ihnen die Jobsuche, selbst bei guter wirtschaftlicher Lage.
Hartz IV-Arbeitslose kommen auch bei guter Konjunktur schwer und kaum langfristig in Arbeit
Aus Arbeitslosigkeit heraus eine Beschäftigung finden in erster Linie die arbeitsmarktnäheren ALG I-Bezieher. Aus diesem zahlenmäßig deutlich kleineren Pool erfolgen zwei Drittel aller Beschäftigungsaufnahmen. Besonders deutlich werden diese unterschiedlichen Chancen am Arbeitsmarkt beim Blick auf die so genannte Abgangsrate. Sie beziffert den Anteil der Arbeitslosen, die eine Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt gefunden haben, an allen Arbeitslosen. Während im Jahresdurchschnitt 2013 monatlich 13,2 Prozent der SGB III-Arbeitslosen einen Job fanden, waren es im Hartz IV-System nur 3,1 Prozent.
Wenn die Arbeitssuche bei den SGB II-Arbeitslosen glückt, ist das Arbeitsverhältnis zudem meist nicht von Dauer. Fast die Hälfte der Personen, die zwischen September 2012 und August 2013 hilfebedürftig wurden und daher Hartz IV-Leistungen erhielten, hatte bereits in den vorherigen zwölf Monaten Hartz IV-Leistungen bezogen, knapp ein Drittel sogar in den vorherigen drei Monaten. Hier dauerte die bedarfsdeckende Beschäftigung also nicht länger als ein Jahr beziehungsweise drei Monate.
Zweiklassenentwicklung der Arbeitslosigkeit
Auch wenn die Arbeitslosenzahl in den letzten Jahren insgesamt deutlich gesunken ist, haben in erster Linie die Arbeitslosen im SGB III-System profitiert. Zwar hat die Kurzzeitarbeitslosigkeit zuletzt wieder leicht zugenommen, dennoch sank die Zahl der SGB III-Arbeitslosen zwischen 2009 und 2013 um 19 Prozent von rund 1,2 Millionen auf etwa 970.000 Personen. Bei den Arbeitslosen im SGB II-System hingegen war der Effekt schwächer. Hier sank die Arbeitslosigkeit zeitgleich nur um 11 Prozent. Noch immer sind fast zwei Millionen Menschen betroffen.
Und das sind längst nicht alle Hilfebedürftigen, denn nur ein Teil der Hartz IV-Empfänger zählt als arbeitslos im Sinne der Statistik (O-Ton berichtete). Hartz IV-Leistungen bezogen Ende 2013 etwa 4,4 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und der Rentengrenze. Hinzu kommen rund 1,7 Millionen Kinder.
Zum Weiterlesen:
Bundesagentur für Arbeit, Aktuelle Eckwerte der Grundsicherung SGB II, Tabelle 3