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Jobbörse der Arbeitsagentur nach Datenklau überarbeitet

amnews-2-300x190Nachdem bekannt wurde, dass Datensammler in der Jobbörse der Arbeitsagentur tausendfach Bewerberdaten erhoben und weitergaben, reagiert die Arbeitsagentur auf die Kritik. Bewerber sollen nun einfacher erkennen, ob ein Stellenangebot durch die Arbeitsagentur geprüft wurde. Doch die neuen Regeln sorgen auch für Verärgerung bei privaten Arbeitsvermittlern.

Ende August zählt die Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit (BA) über 1,6 Millionen Stellenangebote. Sie gehört damit zu den größten Online-Jobportalen in Deutschland. Doch nicht hinter jedem Inserat verbirgt sich auch ein seriöses Stellenangebot. Denn nur ein Teil der hinterlegten Stellenanzeigen wird von der Bundesagentur für Arbeit geprüft. Eine standardmäßige Überprüfung gibt es nämlich nur für Stellenangebote, die sich „in Betreuung“ des Arbeitgeberservice befinden. Arbeitgeber können frei wählen, ob sie ein Stellenangebot in Eigenregie in der Jobbörse veröffentlichen oder ob sie es beim Arbeitgeberservice melden und von diesem betreuen lassen. Nicht betreute Stellenangebote werden anhand von Schlagwörtern und nur strichprobenartig manuell auf ihre Echtheit und Seriosität geprüft.

Dieses Vorgehen wurde in der Vergangenheit von einzelnen Politikern und Datenschützern massiv kritisiert. Gerade der Umstand, dass Bewerber nicht einsehen konnten, ob sich ein Stellenagebot in Betreuung befand oder nicht, wurde als Einfallstor für Datenklau und den Missbrauch der Jobbörse durch unseriöse Anbieter gesehen – zu Recht, wie sich später herausstellte. Die BA hat nun auf die Kritik reagiert und schafft mehr Transparenz: Ab sofort ist jedem Stellenangebot zu entnehmen, ob es sich in Betreuung des Arbeitgeberservice befindet und damit einer Überprüfung durch die BA unterzogen wurde.

Konsequenzen nach Datenskandal verärgern private Arbeitsvermittler

Eine weitere Neuerung ist, dass Inserate von privaten Arbeitsvermittlern nicht länger standardmäßig bei Suchläufen in der Jobbörse berücksichtigt werden. Nutzer der Jobbörse müssen in den erweiterten Sucheinstellungen explizit per Mausklick auswählen, dass sie auch Angebote von privaten Arbeitsvermittlern angezeigt bekommen wollen. Mit dieser Neuerung reagiert die BA auf die Ergebnisse einer Recherche des SWR aus Mai 2019. Reporter des SWR hatten aufgedeckt, dass sogenannte Datensammler die Jobbörse der BA missbraucht hatten, indem sie sich als private Arbeitsvermittler ausgegeben hatten.

Ein einzelnes Unternehmen schaltete zehntausende Stellenangebote, hinter denen sich jedoch kein real existierender Arbeitsplatz verbarg. Vielmehr wurden die Inserate genutzt um die Daten von Bewerbern zu sammeln und anschließend zu verkaufen. Unmittelbar nach Bekanntwerden dieses Datenskandals löschte die BA zehntausende Stellenangebote aus der Jobbörse und will mit den neuen Voreinstellungen auf der Jobbörse vermutlich verhindern, dass sich derartige Missbrauchsfälle wiederholen. Das sorgt wiederum für Ärger bei privaten Arbeitsvermittlern, die sich durch dieses Vorgehen vorverurteilt und benachteiligt fühlen. Einzelne Unternehmen kündigten bereits rechtliche Schritte an.

von Lena Becher



Zum Weiterlesen:

Brosel, Judith/Rose, Jürgen/Schader, Nick, Bundesagentur für Arbeit: Wie Datenhändler die Jobbörse missbrauchen, SWR.de, 02.05.2019.

O-Ton Arbeitsmarkt, Hat die Jobbörse der Arbeitsagentur ein Datenschutzproblem?, 25.07.2018.

Tagesschau, BA ändert Suche bei Jobbörse: Arbeitsvermittler fürchten um Existenz, 21.08.2019.