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Krankheit macht arbeitslos – Arbeitslosigkeit macht krank

amnews

Je besser die Gesundheit von Beschäftigten, desto geringer ihr Risiko arbeitslos zu werden. Gleichzeitig haben Arbeitslose ein höheres Krankheitsrisiko, wenn mit der Arbeitslosigkeit materielle Einschränkungen verbunden sind. Dies zeigt eine Studie des Bayrischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit.

Je gesünder Beschäftigte, desto geringer ihr Risiko, arbeitslos zu werden. Ein schlechter Gesundheitszustand hingegen erhöht das Risiko auf langfristige Arbeitslosigkeit. Das ermittelten Alfons Hollederer und Sven Voigtländer vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit auf Basis des Panels Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung (PASS).

Umgekehrt beobachteten die Forscher auch einen Einfluss von Arbeitslosigkeit auf die Gesundheit. So hätten Arbeitslose ein höheres Krankheitsrisiko, während sich ihr Gesundheitszustand verbessere, wenn sie wieder erwerbstätig seien. Entscheidender Faktor sei hier aber nicht die Arbeitslosigkeit an sich, sondern die damit einhergehende materielle Deprivation. Der Verzicht auf notwendige materielle Güter mache krank, so Voigtländer und Hollederer.

Die Wissenschaftler belegten im Rahmen ihrer Studie, dass Arbeitslose insgesamt weniger gesund sind als Beschäftigte. Sie ermittelten „ungünstigere Prävalenzraten bei seelischen Problemen, Behinderungen, Gesundheitseinschränkungen, Krankenhausaufenthalten und Arztkontakten“. Besonders groß seien die Differenzen bei der stationären Behandlung, mit enormen finanziellen Folgen. So befanden sich 16 Prozent der arbeitslosen Männer und 20 Prozent der arbeitslosen Frauen in den letzten 12 Monaten für mindestens eine Nacht im Krankenhaus. Bei den Männern und Frauen mit Arbeitsplatz seien es hingegen nur rund 10 bzw. 12 Prozent gewesen. Arbeitslose Männer litten zudem doppelt so oft an einer anerkannten Behinderung als beschäftigte Männer.

Arbeitslose haben den Studienergebnissen zufolge weiterhin deutliche Defizite bei einer gesunden Lebensweise. Nahezu die Hälfte aller arbeitslosen Frauen gab an, sich nie sportlich zu betätigen. Im Vergleich waren es nur 27 Prozent bei den beschäftigten Frauen. Hollederer und Voigtländer sehen aufgrund der Ergebnisse Handlungsbedarf. Sie schlagen Arbeitgeberberatungen etwa zur Vorbeugung von Stress und Krankheit vor. Arbeitslose könnten darüber hinaus Sportangebote erhalten.

Die Grundlage der Studie, das jährlich durchgeführte Panel Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung (PASS) des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), enthält Informationen zu mehr als 15.000 Personen in 10.000 Haushalten. Im Rahmen der Befragung wurde unter anderem der subjektive Gesundheitszustand der Befragten über eine fünfstufige Antwortskala erhoben, der einen guten Indikator für den objektiven Gesundheitszustand darstellt.

von Maria Wirtz

Zum Weiterlesen:

Hollederer, Alfons, Voigtländer, Sven, Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz 5/2016: Die Gesundheit von Arbeitslosen und die Effekte auf die Arbeitsmarktintegration