24. September 2013
(o-ton) Weniger als drei Millionen Arbeitslose und eine stetig steigende Zahl Erwerbstätiger – der deutsche Arbeitsmarkt ist offenbar so aufnahmefähig wie lange nicht. Doch nicht alle profitieren. Für viele Langzeitarbeitslose und Langzeitleistungsbezieher im „Hartz IV“-System ist es nach wie vor schwierig, eine (dauerhafte) Arbeitsstelle zu finden.
Im Jahresdurchschnitt 2012 gab es rund 2,9 Millionen Arbeitslose in Deutschland. 69 Prozent von ihnen, insgesamt fast zwei Millionen Menschen bezogen „Hartz IV“-Leistungen. Sie haben es im Vergleich mit den Kurzzeitarbeitslosen in der Arbeitslosenversicherung deutlich schwerer am Arbeitsmarkt, auch in Phasen wirtschaftlichen Aufschwungs. Aufgrund so genannter individueller Vermittlungshemmnisse wie beispielsweise wenig oder veralteter Berufserfahrung, aber auch gesundheitlicher Probleme oder mangelnder Schul- und Berufsbildung entsprechen sie oft nicht den Anforderungen der Arbeitgeber.
Geringer Rückgang der Arbeitslosigkeit im „Hartz IV“-System
Während die Zahl der Arbeitslosen in der Arbeitslosenversicherung (SGB III) in den letzten Jahren stark gesunken ist, hat sich bei den Langzeitarbeitslosen (SGB II) daher auch deutlich weniger getan. Ihre Zahl hat sich seit 2009 von etwa 2,2 auf rund zwei Millionen Menschen verringert, ein Minus von 10 Prozent. Die Zahl der Kurzzeitarbeitslosen im SGB III hingegen reduzierte sich zeitgleich von rund 1,2 Millionen auf etwa 900.000 Personen um ganze 24 Prozent.
Arbeitslose „Hartz IV“-Empfänger finden kaum dauerhafte Arbeit
Arbeitslosen „Hartz IV“-Empfängern fällt die Jobsuche also deutlich schwerer. Ihre Arbeitssuche ist seltener erfolgreich und wenn doch, ist das Arbeitsverhältnis meist nicht von Dauer. Aus Arbeitslosigkeit heraus eine Beschäftigung finden in erster Linie die arbeitsmarktnäheren SGB III-Arbeitslosen. Von ihnen gingen im Jahresdurchschnitt 2012 monatlich 14,1 Prozent in Beschäftigung. Bei den Arbeitslosen im SGB II-System hingegen waren es nur 3,2 Prozent. Wenn die Arbeitssuche bei den „Hartz IV“-Arbeitslosen dennoch glückt, ist das Arbeitsverhältnis häufig nicht von Dauer. Über die Hälfte der Personen, die sich 2012 in das SGB II-System arbeitslos meldeten, hat in den vorherigen zwölf Monaten bereits „Hartz IV“-Leistungen bezogen, ein Drittel sogar in den vorherigen drei Monaten. Hier dauerte die Beschäftigung also nicht länger als ein Jahr beziehungsweise drei Monate.
Arbeitslose „Hartz IV“-Empfänger sind nur die Spitze des Eisbergs
Dabei gibt die Zahl der Arbeitslosen im „Hartz IV“-System längst nicht das gesamte Ausmaß der Menschen wieder, die in Deutschland dauerhaft abhängig von der staatlichen Sozialleistung sind. Unter den so genannten erwerbsfähigen Leistungsberechtigten fasst die Statistik der Bundesagentur für Arbeit alle die Menschen zusammen, die im erwerbsfähigen Alter sind und „Hartz IV“-Leistungen beziehen. Ende des Jahres 2012 waren es rund 4,4 Millionen Menschen. Gegenüber 2009 (4.909 Millionen im Jahresdurchschnitt) hat sich ihre Zahl um lediglich 13 Prozent verringert.
Ganze 2,1 Millionen dieser erwerbsfähigen Leistungsberechtigten, insgesamt 49 Prozent, waren im Dezember 2012 bereits seit mehr als vier Jahren abhängig von „Hartz IV“-Leistungen. 3,4 Millionen beziehungsweise 78 Prozent länger als ein Jahr.
Zum Weiterlesen:
Bundesagentur für Arbeit, Verweildauern im SGB II – Deutschland mit Ländern und Kreisen