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Risiko „Hartz IV“-Langzeitbezug: Ältere und kinderreiche Familien besonders betroffen

(o-ton) Zwei Drittel der „Hartz IV-Empfänger“ sind Langzeitleistungsbezieher. Besonders älteren Menschen über 50 Jahren sowie kinderreichen Familien und Alleinerziehenden fällt der Ausweg aus der Hilfebedürftigkeit schwer. Dennoch werden immer weniger von ihnen mit arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gefördert.

Mehr als zwei Drittel, rund drei der über 4,2 Millionen „Hartz IV“-Empfänger zwischen 17 Jahren und der Rentenaltersgrenze, zählten im September 2013 zu den Langzeitleistungsbeziehern (LZB). Sie waren in den vorherigen zwei Jahren mindestens 21 Monate hilfebedürftig. Gemessen an ihrer Gesamtsumme sank die Zahl der Langzeitbezieher in den letzten Jahren nur marginal. So gab es im September 2013 lediglich 46.000 oder 1,5 Prozent weniger Langzeitbezieher als im selben Vorjahresmonat. Und auch zwischen September 2011 und 2012 sank ihre Zahl um nur 115.000 Personen oder vier Prozent.

Risikofaktoren: Alter, Kinder, geringe Qualifikation

Langzeitleistungsbezieher sind überdurchschnittlich häufig geringqualifiziert. Rund 42 Prozent haben keine abgeschlossene Berufsausbildung. Weiterer Risikofaktor eines langfristigen „Hartz IV“-Bezugs ist ein höheres Alter. Unter den 50- bis 65-jährigen „Hartz IV“-Empfängern zählen 82 Prozent zu den Langzeitbeziehern. Bei den jüngeren Altersgruppen der 17- bis 25-Jährigen und der 25- bis 50-Jährigen sind es zum Vergleich „lediglich“ 57 beziehungsweise 68 Prozent.

Quelle: Bestand an Langzeitleistungsbeziehern und erwerbsfähigen Leistungsberechtigten nach ausgewählten Merkmalen, Erwerbsfähige Leistungsberechtigte (eLb) nach Alter, Erwerbsfähige Leistungsberechtigte (eLb) sowie Langzeitleistungsbezieher (LZB) – 17 Jahre und älter, Auswertungen für O-Ton Arbeitsmarkt, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt.

Weiterhin gilt: Je kinderreicher ein „Hartz IV“-Haushalt, desto höher die Wahrscheinlichkeit des langfristigen Leistungsbezugs. So sind Paarhaushalte mit einem Kind zu 63 Prozent im Langzeitbezug. Mit zwei Kindern steigt der Anteil auf 71, bei drei Kindern sind bereits 77 Prozent der Haushalte Langzeitleistungsbezieher.

Unter den Alleinerziehenden ist der Anteil der Langzeitbezieher insgesamt höher. Lebt ein Kind in einem Alleinerziehendenhaushalt, zählt dieser zu 72 Prozent zu den langfristig Hilfebedürftigen. Bei zwei Kindern steigt der Anteil auf 76 und bei drei oder mehr Kindern auf 79 Prozent.

Eine Besonderheit sind die kinderlosen Haushalte von „Hartz IV“-Beziehern. Zum einen liegt der Anteil der langfristig Hilfebedürftigen bei Single-Haushalten über dem der Paarhaushalte mit einem Kind. Zum anderen finden sich unter den Paarhaushalten ohne Kind anteilig mehr Langzeitleistungsbezieher als unter den Paarhaushalten mit einem oder zwei Kindern und den Alleinerziehendenhaushalten mit einem Kind.

Immer weniger Langzeitbezieher erhalten arbeitsmarktpolitische Förderung

Trotz des besorgniserregenden Ausmaßes der Langzeithilfebedürftigkeit im „Hartz IV“-System hat die Politik die arbeitsmarktpolitische Förderung bei dieser Personengruppe in den letzten Jahren, analog zum allgemeinen Sparkurs in der Arbeitsmarktpolitik (O-Ton berichtete), deutlich reduziert. Das zeigt der Blick auf die so genannte Aktivierungsquote. Sie verdeutlicht, wie viele der grundsätzlich für eine Förderung infrage kommenden Langzeitbezieher auch tatsächlich an einer Maßnahme teilnahmen. Im Jahresdurchschnitt 2011 lag die Aktivierungsquote der LZB bei 9,8 Prozent, 2012 nur noch bei neun Prozent und im bisherigen Durchschnitt des Jahres 2013 (Januar bis September) bei 8,7 Prozent.

Zum Weiterlesen:

Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Servicestelle SGB II, Kennzahlen können über ein interaktives Tool hier abgerufen werden

Bundesagentur für Arbeit, Verweildauern von Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (Juni 2013)

Bundesagentur für Arbeit, Bestand an Langzeitleistungsbeziehern und erwerbsfähigen Leistungsberechtigten nach ausgewählten Merkmalen

Bundesagentur für Arbeit, Erwerbsfähige Leistungsberechtigte nach Alter

Bundesagentur für Arbeit, Erwerbsfähige Leistungsberechtigte sowie Langzeitleistungsbezieher -nach Haushalten