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Rückgang der Langzeitarbeitslosigkeit: Immer weniger Neuzugänge

Immer weniger Kurzzeitarbeitslose werden zu Langzeitarbeitslosen, wie die Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) verrät. Der aktuelle Rückgang der Langzeitarbeitslosigkeit lässt sich also nicht allein mit besseren Arbeitsmarktchancen von Langzeitarbeitslosen erklären. Im Jahr 2017 gab es sogar weniger Arbeitsaufnahmen von Langzeitarbeitslosen als noch im Vorjahr.

Seit 2014 ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen jedes Jahr gesunken und lag im Jahr 2017 zuletzt durchschnittlich bei rund 900.000 Personen. Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) zeigt allerdings, dass dieser Rückgang nicht auf bessere Arbeitsmarktchancen für Langzeitarbeitslose zurückgeführt werden kann. Stattdessen führte die gute Arbeitsmarktlage bislang dazu, dass immer weniger Kurzzeitarbeitslose zu „neuen“ Langzeitarbeitslosen wurden.

Wenn eine Person länger als ein Jahr bei der BA arbeitslos gemeldet ist, wird in der BA-Statistik aus einem Kurzzeitarbeitslosen ein Langzeitarbeitsloser. Im Jahr 2017 wurden insgesamt knapp 631.000 Kurzzeit- zu Langzeitarbeitslosen. Diese Übertritte in Langzeitarbeitslosigkeit sind seit 2013 rückläufig. 2017 haben sie im Vergleich mit dem Vorjahr um fast zehn Prozent abgenommen.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit und eigene Berechnungen, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt.

Neben den Übertritten erfasst die BA-Statistik auch sogenannte Unterbrecher als Zugänge in Langzeitarbeitslosigkeit. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um Neuzugänge im eigentlichen Sinn, sondern um Personen, die bereits vor der Unterbrechung langzeitarbeitslos waren. Werden Langzeitarbeitslose kurzfristig krank oder nehmen an einer kurzen Aktivierungsmaßnahme teil, zählen sie währenddessen nicht als (langzeit-)arbeitslos, gehen danach aber wieder in die Zahl der Langzeitarbeitslosen ein.

Abgänge in Erwerbstätigkeit haben 2017 abgenommen

Der Rückgang der Langzeitarbeitslosigkeit wurde in den letzten Jahren also vor allem dadurch begünstigt, dass bei guter Arbeitsmarktlage weniger Kurzzeitarbeitslose zu Langzeitarbeitslosen wurden. Und wie sieht es mit den Arbeitsmarktchancen für Arbeitslose aus, die länger als ein Jahr arbeitslos sind? Im Jahr 2017 gab es nach Angaben der BA in Summe knapp 1,34 Millionen Beendigungen der Arbeitslosigkeit (Abgänge) von Langzeitarbeitslosen. Nur 222.000, also nicht einmal ein Drittel dieser Abgänge, ist auf die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit zurückzuführen. Gemessen an den Abgängen in Erwerbstätigkeit haben die Arbeitsmarktchancen von Langzeitarbeitslosen im Vergleich zum Vorjahr 2016 sogar abgenommen. 2016 gab es nämlich noch knapp 248.000 Abgänge in Erwerbstätigkeit.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit und eigene Berechnungen, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt.

Schädliche Unterbrechungen verfälschen Ausmaß der Langzeitarbeitslosigkeit

Mehr Abgänge aus Langzeitarbeitslosigkeit führen nicht zu einem nachhaltigen Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit. Nur rund die Hälfte der Abgänge aus Langzeitarbeitslosigkeit ist „final“ und beendet damit nach Zählweise der BA auch die Langzeitarbeitslosigkeit der Betroffenen. Finale Abgänge werden nicht nur durch Arbeitsaufnahmen, sondern auch durch andere sogenannte schädliche Unterbrechungen wie einer längeren Krankheit oder einer Weiterbildungsmaßnahme mit mehr als sechs Wochen Dauer verursacht (O-Ton berichtete). Bei einem finalen Abgang würde der vormals Langzeitarbeitslose bei einer erneuten Arbeitslosmeldung als Kurzzeitarbeitsloser in der Statistik auftauchen –auch wenn er in der Zwischenzeit überhaupt keine Arbeit gefunden hatte.

von Lena Becher

 

 

Zum Weiterlesen:

Bundesagentur für Arbeit, Langzeitarbeitslosigkeit – Deutschland, Länder, Regionaldirektionen, Agenturen für Arbeit und Kreise (Monats-/ Jahreszahlen), Dezember 2017.

Bundesagentur für Arbeit, Übertritte an Langzeitarbeitslosen nach, Sonderauswertung für O-Ton Arbeitsmarkt, 20.07.2018.

Bundesagentur für Arbeit, Zugang an Langzeitarbeitslosen nach Rechtskreis, Sonderauswertung für O-Ton Arbeitsmarkt, 20.07.2018.

Bundesagentur für Arbeit, Methodenbericht: Stock-Flow-Analyse der Langzeitarbeitslosigkeit, Nürnberg, Januar 2015.

Bild: Colourbox.de