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Rund 267.000 Jugendliche in der Warteschleife für einen Ausbildungsplatz

(o-ton) Die Situation am Ausbildungsmarkt hat sich in den letzten Jahren zunehmend entspannt. In einigen Regionen würden junge Menschen inzwischen „zum knappen Gut“, urteilt die Bundesagentur für Arbeit. Daran, dass dennoch viele Jugendliche bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz auf der Strecke bleiben, ändert das aber wenig. 2012 befanden sich noch immer rund 267.000 junge Menschen im „Übergangssystem“ zwischen Schule und Berufsausbildung.

Laut Bundesagentur für Arbeit (BA) entwickelt sich der Ausbildungsstellenmarkt positiv. Auch wenn die BA-Statistik nur ihr gemeldete Stellen und Bewerber erfasst, lassen sich aus den Zahlen Tendenzen der Gesamtentwicklung am Ausbildungsmarkt ablesen.

Im Berichtsjahr 2011/2012 (1. Oktober bis 30. September) trafen rund 560.000 gemeldete Bewerber auf etwa 517.000 gemeldete Ausbildungsstellen. Lässt man Faktoren wie die unterschiedliche regionale Verteilung von Bewerbern und Stellen sowie Diskrepanzen zwischen Stellenanforderungen und Qualifikation der Bewerber außer Acht, hätten theoretisch „nur“ etwa 43.000 gemeldete Bewerber ohne Berufsausbildungsplatz bleiben müssen.

2010/2011 lag die Differenz zwischen Angebot und Nachfrage am Ausbildungsmarkt bei etwa 23.000. Damit hat sich die Situation zwar wieder etwas verschärft, bleibt aber deutlich unter den Werten der Vorjahre. 2009/2010 klafften Angebot und Nachfrage  noch um etwa 72.000 und 2008/2009 um etwa 80.000 Bewerber beziehungsweise Ausbildungsplätze auseinander.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarkt in Zahlen. Ausbildungsstellenmarkt, September 2010 und 2012, S.5, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt

Rund 267.000 Jugendliche im Übergangssystem statt in Ausbildung

Trotz guter Angebots-Nachfrage-Relation lag die Zahl der Jugendlichen, deren Suche nach einem Ausbildungsplatz erfolglos blieb und die deshalb an einer Maßnahme des Übergangssystems teilnahmen, 2012 bei rund 267.000. Gegenüber 2011 entspricht das zwar einem Rückgang um rund 6,5 Prozent (von etwa 285.000 Jugendlichen), dennoch ist ihre Zahl weiterhin hoch. Parallel dazu stieg die Zahl der unbesetzten Lehrstellen an. 2008/2009 waren es gemäß BA-Daten etwa 17.000, 2009/2010 über 19.500, 2010/2011 rund 30.000 und 2011/2012 bereits über 33.000.

Maßnahmen mit fragwürdigem Erfolg

Der Erfolg der Maßnahmen des Übergangssystems ist höchst umstritten. Ihr Ziel ist es, die Chancen der Teilnehmer auf eine voll qualifizierende Berufsausbildung zu erhöhen. Die Betroffenen holen beispielsweise ihren Haupt- oder Realschulabschluss nach oder absolvieren Praktika in Betrieben. Ein Teil der Jugendlichen besucht eine Berufsfachschule, ohne einen Abschluss zu erhalten. Weitere, die auch nach einer berufsvorbereitenden Maßnahme keinen Ausbildungsplatz finden, können ohne Anbindung an einen Betrieb, in der Regel bei einem sozialen Träger ausgebildet werden. Nur bei etwa jedem zehnten Teilnehmer führt die Übergangsmaßnahme zu einem vollwertigen Berufsabschluss. Vergleichsweise wenige Teilnehmer beginnen nach der Übergangsphase direkt eine voll qualifizierende Berufsausbildung. Nach einem Jahr hat etwa die Hälfte eine Berufsausbildung beginnen können. Durchschnittlich nehmen die Jugendlichen im Übergangssystem an 1,3 Programmen des Übergangssystems teil und verbringen insgesamt fast 17 Monate im Übergangssystem. Problematisch zeigen sich vor allem eine fehlende zentrale Strukturierung der Maßnahmeinhalte und das Fehlen von Abschlusszertifikaten. So nehmen die Jugendlichen häufig wiederholt an Programmen mit ähnlichen Inhalten und Bildungszielen teil, ohne dem Ziel des Berufsabschlusses näher kommen zu können.

Zum Weiterlesen:

Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarkt in Zahlen. Ausbildungsstellenmarkt, Bewerber und Berufsausbildungsstellen, Deutschland, September 2012

Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarkt in Zahlen. Ausbildungsstellenmarkt, Bewerber und Berufsausbildungsstellen, Deutschland, September 2010

Statistisches Bundesamt, 6,4 % weniger Anfänger in Bildungsprogrammen des Übergangsbereichs

BIBB Report, Verbesserung der Ausbildungschancen oder sinnlose Warteschleife?